Erster Halt in Polen: Die Werkstatt. Joschas Bruder hat einen Arbeitskollegen aus Polen, der die Firmenwägen immer dort in die Werkstatt bringt, der uns helfen kann. Immer gut einen Kontakt zu haben und jemanden der die Landessprache spricht, denken wir. Also fahren wir nach Ankunft der Fähre noch 300 Kilometer Richtung Süden. Und sind schon wieder so nah an Deutschland wie wir gar nicht sein wollen. Nämlich direkt an der Grenze. Frühstück gibt es mit Blick auf Frankfurt an der Oder. Immerhin liegt der Fluss zwischen uns. Wir sind froh endlich in die Werkstatt zu fahren, haben es lange genug rausgezögert. Wir rechnen mit allem, hoffen es kommt nicht zu viel auf uns zu. Wahrscheinlich ein, zwei Nächte im Hotel. Schauen wir mal, wie lange die Werkstatt braucht. Nach 3 Stunden sitzen wir wieder im Bulli und haben 50 Euro für eine kaputte Dichtung bezahlt. Okay, damit haben wir wirklich überhaupt nicht gerechnet. Dadurch hat es wohl auf den Turbolader getropft. Warum wir Bremsflüssigkeit verlieren, weiß die Werkstatt auch nicht. Sie haben alles überprüft. Turbolader scheint so weit auch in Ordnung. Da die Begeisterung über unseren alten Bulli aber auch recht schnell abgenommen hat, sind wir uns nicht so ganz sicher, ob sie uns nicht vielleicht auch einfach wieder loswerden wollten. Was Schlimmeres scheint auf jeden Fall erstmal nicht zu sein. Wir bleiben wachsam. Irgendwo muss die Bremsflüssigkeit ja hin. Die nächste Werkstatt kommt sicher bald. Jetzt können wir auf jeden Fall beruhigter starten. Leider ohne Ostseeküste und Masuren, die haben wir wegen der Werkstatt überspringen müssen. Aber wer konnte wissen, dass es so eine kurze Angelegenheit wird. Gut, dass wir uns im Vorfeld so viele Gedanken gemacht haben.
Der Diesel ist fast 40 Cent günstiger als in Schweden. Unsere Reisekasse atmet auf. Und es ist Sommer. Endlich richtig Sommer. Polen, los gehts!
„Mama, ich hab schon eine Freundin!“
Julia, 5 Jahre alt, nach ihrem ersten Tag im neuen Kindergarten.
25 Jahre später.
Plattenbau-Romantik
Marktplatzromantik
Waschsalonromantik
Wir verbringen ein Wochenende in Krakau. Zwar die touristischste Stadt, in der wir in Polen bisher waren, aber genauso schön wie Posen und Breslau. Und gut, dass Joschas Schwester dort ein Semester wohnte und uns eine Liste voller Tipps mitgegeben hat. Der Sonntag ist ganz nach unserem Geschmack: Flohmarkt mit Straßenmusik, „Summer Jazz Festival“ mit kostenlosen Konzerten auf dem Marktplatz, die beste Pizza in der Stadt essen und abends bei Sonnenuntergang noch ein Bierchen in unserem Bulli mit Blick auf die Weichsel trinken. Polen hat uns den lang ersehnten Sommer und endlich etwas Leichtigkeit gebracht.
Eigentlich ist es viel zu heiß für Stadtbesichtigungen. Da fehlt uns manchmal die Dusche im Bus, wenn keine Bademöglichkeit vorhanden ist. Mit der Dunkelheit kommt ein kurzes Sommergewitter mit starkem Regen. In Badesachen rennen wir auf die Wiese, kühlen uns ab und lachen, während der Regen auf uns prasselt. Da vergisst man, dass man gerade zu Pandemiezeiten unterwegs ist. Und hätten wir eine Dusche im Bus, gäbe es nie die Erinnerung daran, wie wir im nächtlichen Sommerregen mitten in Krakau in Badesachen stehen.
Wir waren leider nur knapp drei Wochen in Polen, aber es hat uns richtig gut gefallen. Auf der Fähre von Schweden nach Polen merkten wir direkt, dass wieder etwas Neues auf uns wartet. Die Menschen sahen anders aus, die Sprache klang wieder ganz anders. Wie eigentlich meistens hatten wir im Navi die Autobahnen und Mautstraßen ausgeschaltet und tuckerten mit unserem Bulli über die polnischen Landstraßen und Dörfer. Überall wurde Getreide geerntet und die abgeernteten Felder waren übersät mit Strohballen. Am schönsten waren die Fahrten bei Abendsonne. Die Städte haben uns richtig gut gefallen, das Bier war superlecker, die Auswahl riesig und gerne hätten wir noch mehr Zeit in Polen verbracht. Aber auf uns wartet Besuch in Tschechien und das gleich zwei Mal. Und dafür reisen wir natürlich sehr sehr gerne weiter. Und Polen ist ja gar nicht weit weg von zuhause. Wir kommen sicher irgendwann noch einmal wieder.